Wanderfreunde im Heimatverein Niederlauterstein e.V.

 
Rundwanderweg Niederlauterstein
 
Der Rundwanderweg wurde im Jahr 2005 durch den Heimatverein Niederlauterstein e.V. angelegt. Er hat eine Länge von ca. 5 km und überwindet einen Höhenunterschied von 160 m.
Es wurde versucht, alle interessanten und schönen Punkte Niederlautersteins zu integrieren.
 
Da es sich um einen Rundwanderweg handelt, kann an jeder beliebigen Stelle mit dem Wandern begonnen werden.
Die günstigsten Parkmöglichkeiten, sind allerdings auf dem Wanderparkplatz in der Schlossmühle im Pockautal zu finden. Da so auch zuerst der Anstieg bewältigt werden muss, wollen wir unsere Wanderung dort beginnen.
 
 
Blick auf das Gelände der Schlossmühle mit Wanderparkplatz und Burgruine
 
Der Wanderparkplatz befindet sich auf historischem Grund. Bis zu ihrem Brand im Jahr 1860 befand sich hier eine Mahlmühle, die, da zum Schloss Lauterstein gehörend, auch Schlossmühle genannt wurde. Letzter Besitzer war Karl Friedrich Helbig jun.. Die Entstehungszeit dieser Schlossmühle ist nicht genau bekannt, Erwähnung findet sie in einem Vertrag von 1497, dürfte aber noch hunderte Jahre älter gewesen sein. Für die Gemeinden Zöblitz, Lauterbach und Lauta, ab 1701 auch für Niederlauterstein, bestand Mahlzwang.
Sämtliche Gebäude in der Schlossmühle, zu der auch eine Brettmühle gehörte, bildeten bis 1921 einen eigenständigen Gutsbezirk.
Nach dem Brand der Mühle wurde 1865 durch Friedrich August Bräuer die „Niederlautersteiner Flachsgarnspinnerei“ erbaut. Dieser erste Niederlautersteiner Industriebetrieb brannte jedoch bereits 1888 wieder ab.
Auf dem Gelände dieses Betriebes und unter teilweiser Nutzung der erhaltenen Bausubstanz, gründete Robert Clausnitzer 1893 eine Holzschleiferei und Pappenfabrik. Nach dem Tod des letzten Eigentümers, Hans Reinhardt, hörte diese Firma 1965 auf zu existieren. Die Gebäude wurden als Lager genutzt, verfielen aber im Laufe der Jahre immer mehr. Als letzter Gebäudeteil der Fabrik wurde durch die Stadt Marienberg 2002 ein großer, teilweise massiver, Trockenschuppen abgerissen.

Einzig erhaltenes Gebäude ist die „Schlossmühlvilla“ (Schlossberg 2), die 1894 von Robert Clausnitzer gebaut wurde, sich heute in Privatbesitz befindet undnach einer umfangreichen Sanierung in den Jahren 2011 und 2012 heute in neuem Glanz erstrahlt.

 
  
Die Schlossmühle als Pappenfabrik ca. 1915 
 
            
 
Einzig heute noch erhaltenes Gebäude ist die Villa (vor der Sanierung 2009)
 
Wir folgen der Schlossbergstrasse bergaufwärts und überqueren als erstes den kleinen Fluss „Pockau“. An Stelle der heutigen Brücke befand sich bereits im Mittelalter eine Furt für den „Alten böhmischen Steig“ durch die sich die Pferdegespanne gen Zöblitz bzw. Lauterbach quälen mussten.
Die Burgruine Lauterstein lassen wir links liegen, die Besichtigung des Niederlautersteiner Wahrzeichens heben wir uns für den Rückweg auf.
 
Oberhalb der Einmündung der Gänsegasse befindet sich das Zechenhaus der „Fundgrube auf dem Viktoria Spatgange“ (Schlossberg 9). Der Stollen wurde um 1700 angelegt, der letzte Eigentümer, Carl Gotthelf Hengst, musste sich 1865 verpflichten, das Mundloch zu vermauern.
Der Grube hat offensichtlich zu keiner Zeit gute Erträge erbracht.
 
 
 
 
Das frühere Zechenhaus der „Fundgrube auf dem Viktoria Spatgange“ ca. 1920 und heute
 
Gleich nach dem Zechenhaus biegen wir nach links auf einen Feldweg ein. Dieser Weg trägt auf alten Karten den heute nicht mehr üblichen Namen „Schlettenweg“, damit war er offensichtlich der Verbindungsweg der Burg Lauterstein mit dem Dorf Wüstenschletta („Sletyn“, Ersterwähnung 1323) aus dem sich ab 1521 die Bergstadt Marienberg entwickelte.
Das gleich zu überquerende Bächlein trägt den Namen „Hundsbach“ und dürfte in früheren Zeiten wesentlich mehr Wasser geführt haben, denn der Sohn des ersten Lautersteiner Amtsschössers Heintz fand darin 1586 seinen Tod (Grabplatte in der Wehrkirche Lauterbach).
 
 
Der Hundsbach                           Grabplatte in der Wehrkirche 
                                                       Lauterbach
 
Noch bevor wir das kleine Wäldchen („Lob-Busch“) auf der rechten Seite hinter uns lassen, richten wir einen Blick auf die Burgruine: aus ähnlicher Perspektive hat Wilhelm Dilich 1629 das Schloss Lauterstein dargestellt. Seine Federzeichnung ist die einzige erhaltene Abbildung der Burg, sie zeigt die heute kaum noch vorstellbaren Ausmaße der Anlage.
 
 
 
Schloss Lauterstein- Federzeichnung von Wilhelm Dilich 1629
 
Wir folgen dem Weg bergaufwärts und genießen rechterhand einen Ausblick auf das mittlere Niederlauterstein (Schlossberg, Meisenspitze, Siedlung).
 
 
 
Noch bevor wir die Marienberger Straße erreichen, sehen wir auf der linken Seite in einiger Entfernung das große Gebäude der „Schäferei“. Alle gerade durchwanderten Wiesen gehörten einst zur Schäferei, früher auch „Vorwerk Neudeck“ genannt. Das Vorwerk war zur Burg Lauterstein gehörig und dürfte bereits im 13. Jahrhundert entstanden sein. 1559 bestand es aus Schafhaus und Schafstall, 1595 war es fast vollständig eingegangen. Die Schäferei brannte infolge eines Blitzschlages im Jahr 1732 ab und wurde wieder aufgebaut. Prominente Besitzer der Schäferei waren der Frauensteiner und Lautersteiner Amtshauptmann und Olbernhauer Rittergutsbesitzer Carl Gottlob von Leubnitz (1702 bis 1741) und der Hofjägermeister Wilhelm Bogislaw von Kleist (nach 1842 bis 1853).
 
 
 
Die Schäferei, alte Ansicht von der Marienberger Straße aus 
 
 
Die Schäferei: Hinteransicht vom Rundwanderweg 2009
 
An der Marienberger Straße angekommen, biegen wir rechts ab und folgen der Asphaltstraße einige Meter bis zum nächsten, nach links abzweigenden Feldweg.
Bevor wir in diesen einbiegen richten wir unseren Blick geradeaus auf das markante „Forsthaus“. Dieses Gebäude, 1759 von Revierförster Hunger gebaut, diente von 1869-ca. 1960 als Gastwirtschaft, von 1887 bis 1918 befand sich dort auch das Büro des Bürgermeisters, Gottlob Oswald Fritzsch.
 
 
 
Ehemaliges Restaurant „Zum Forsthaus“ ca. 1900
 
 
Forsthaus 2009
 
Unser Weg, immer noch der Schlettenweg, führt uns weiter zu den Niederlautersteiner Windkraftanlagen.
 
 
 
Der Windpark Niederlauterstein besteht aus 2 Windkraftanlagen der dänischen Firma Micon mit 600 kW Leistung und aus einer Windkraftanlage der Fa. Vestas/ V39 mit 500 kW Leistung bei 14 m/s Windgeschwindigkeit. 
 
Der Rotordurchmesser dieser Anlage beträgt 39 m bei einer Nabenhöhe von 53m. Die Rotorfläche umfasst 1195 m². Die langsame Drehbewegung der Rotoren (30m/s) wird durch ein Getriebe auf 1500 U/min umgewandelt, die für den Asynchron-generator benötigt werden. Die Windkraftanlage läuft bei 4 m/s an und schaltet bei 25 m/s Wind-geschwindigkeit ab.
Der Windpark befindet sich in 620 m Höhe über NN, die mittlere Windgeschwindigkeit beträgt hier 5,9 m/s. 
Der Windpark erzeugt etwa 8% der Windenergie des ehemaligen Mittleren Erzgebirgskreises (39 Anlagen, 10 Standorte).
Hier haben wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht und genießen den Ausblick auf Niederlauterstein.
 
 
 
Eine Bank lädt am „Vugelbeerbaam“ zum Verweilen ein 
 
 
 
Die Wehrkirche Lauterbach ca. 1900
 
Unsere Wanderung führt uns weiter Richtung Lauterbach. Kurz vor der Gasverdichterstation  kann man linkerhand die Wehrkirche Lauterbach entdecken. Diese Wehrkirche, vermutlich Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden, beherbergt eine reiche Innenausstattung. Mit der Umsetzung vom Ortszentrum zum Gottesacker  in den Jahren 1906/07 kam die Kirche sachsenweit in die Schlagzeilen.
 
 
Der Feldweg mündet auf der Niederlautersteiner Straße kurz vorm Ortseingang Lauterbach. Hier können wir einen Blick auf das Niederdorf von Lauterbach werfen. 
 
 
Wir setzen allerdings unsere Wanderung nach rechts Richtung Niederlauterstein fort. Der heutige Straßenverlauf folgt dem westlichen Mühlweg, einem der Wege, der Lauterbach mit Burg bzw. der Schlossmühle Lauterstein verband. 
Nach wenigen Metern auf der Asphaltstraße biegen wir nach links in den nächsten Feldweg ein. Der Weg führt nach Lauterbach, bevor wir allerdings in den Ort kommen, wenden wir uns auf dem nächsten Weg nach rechts Richtung Niederlauterstein. Dieser Weg ist der uralte, östliche Mühlweg.
 
 
 
Der östliche Mühlweg 
 
 
                                         
Blick aufs Mitteldorf mit Heilandskirche 
                                       
 
 
Der Feldweg endet am Schlossberg, Abzweig Brettelhäuserweg, in Niederlauterstein. Geradeaus erkennt man rechts der Straße den Gasthof Niederlauterstein (wer sich dort stärken will- bitte voranmelden!). 
Der Gasthof wurde 1848 durch Carl Gottlieb Schönherr gebaut, 1914 erfolgte nach einem Brand der Neubau durch Robert Schönherr.
 
 
 
Der Gasthof Niederlauterstein um 1900
 
 
 
Heutiger Blick auf den Gasthof vom Brettelhäuserweg aus 
 
Links der Schlossbergstraße befinden sich Kauf- und Turnhalle sowie Kindergarten und Vereinshaus (ehemalige Schule). Die Sportlerklause in der Turnhalle lädt ebenfalls zum Verweilen ein.
Der Rundwanderweg folgt allerdings dem Brettelhäuserweg. Nach ca. 200 m gelangen wir dort zum Erbgericht, auch Schweizer oder Niederlautersteiner Vorwerk genannt.  Es entstand vermutlich noch vor 1434. Die Fluren des Vorwerkes umfassten nicht nur die heutige Niederlautersteiner Ortsflur sondern darüber hinaus die sich nördlich, südlich und östlich anschließenden Waldungen. Im Jahre 1559 bestand das Vorwerk aus einem Wohnhaus, sich anschließenden Vieh- und Pferdeställen, einem Brauhaus und zwei baufälligen Scheunen. Durch den Verkauf des Vorwerks und der Fluren entstand 1701 der Ort Niederlauterstein. Im Jahr 1702 erwarb der Lauterbacher Erbrichter Esias Uhlmann das Vorwerk, dadurch wurde es zum Erbgericht. 
Nach einem Brand im Jahre1864 wurde es in veränderter Form wieder aufgebaut. Letzter Brauer im Brauhaus (heute Brettelhäuserweg 7) war bis 1912 Otto Richard Höppner.
 
 
 
Das Schweizer Vorwerk um 1900
 
 
 
"Niederlautersteiner Wetterstation“ an der ehem. Brauerei
 
Von hier aus hat man einen schönen Blick auf das mittlere Niederlauterstein sowie das „Hinterdorf“.
 
  
Das Erbgericht von hinten im Jahr 2009
 
  
 
Am Ende des Brettelhäuserweges biegen wir hinter dem letzten Haus nach rechts in einen Feldweg ein. Wer dem „Biegnstrauch“ einen Besuch abstatten will, verlässt kurz den Rundwanderweg und setzt seine Wanderung geradeaus fort. Nach ca. 200 m sieht man die Fragmente des alten und den neuen „Biegnstrauch". Zurück auf dem Rundwanderweg folgen wir der Ausschilderung am Waldrand entlang talwärts. 
 
 
 
„Biegnstrauch“ abseits des Rundwanderweges
 
 
Blick auf die Gänsegasse
 
Der Weg mündet unterhalb des Hauses Gänsegasse Nr. 17 auf die Gänsegasse. Nach Geupel folgt diese kleine Straße im unteren Teil einem der „Alten böhmischen Steige“. Dieser uralte Fernweg, auch als Salzstraße bezeichnet, dürfte bereits im 6. oder 7. Jahrhundert entstanden sein und wird um 1150 erstmals urkundlich erwähnt. Er führte von der mittleren Saale zur Furt durch den Chemnitzfluss und erreichte über die heutigen Fluren von Zschopau und Zöblitz den Kamm des Gebirges bei Rübenau und danach weiter nach Komotau (Chomutov), Zaaz (Zatec) und Prag. 
Die „Landstraße gegen Mitternacht“ wurde 892 vermutlich auch vom kriegerischen Bischof Arn (Würzburg) auf dem Heimweg von Böhmen benutzt, wo er unweit vom Chemnitzfluss im Kampf gegen die Sorben fiel. 
 
 
 
 
Gänsegasse in den 50er Jahren und heute
 
Alle Grundstücke rechterhand der Gänsegasse (zwischen Gänsegasse und Schlossberg) werden als Meisenspitze oder Mühlbusch bezeichnet. Mühlbusch deshalb, weil sich im oberen Teil die beiden Lauterbacher Mühlwege trafen. 1560 war der Mühlbusch ein Birken- und Haselgebüsch.
Die Flächen befanden sich bis 1848 im Besitz des Lauterbacher Forstreviers, 1848 wurde die Meisenspitze in 21 Parzellen aufgeteilt und vom Staat versteigert.
Kurz vor dem Einmünden der Gänsegasse auf den Schlossberg kann man linkerhand schon mal einen Blick auf die Burgruine werfen. 
 
 
Burgruine Lauterstein von der Gänsegasse aus       Blick von der Talstraße aus 
  
Als vorletzte Station statten wir dem Wahrzeichen von Niederlauterstein, der Burgruine Lauterstein, einen Besuch ab. Die Burg wurde Ende des 12. Jahrhunderts, vermutlich von den Herren von Erdmannsdorf, errichtet. Sie diente zum Schutz des „Alten Böhmischen Steiges“ und später als Herrschaftssitz für die Herrschaft Lauterstein. Weitere Besitzer waren 1304 Johannis von Lutirstein (Erdmannsdorfer), 1323 die Burggrafen von Leisnig und Altenburg, 1434 die Herren von Berbisdorf. Unter den Besitzern Bastian und Melchior von Berbisdorf wurden 1497 die Herrschaft und die vorher schlossartig umgebaute Burg durch eine Schiedsmauer in Ober- und Niederlauterstein geteilt. 1559 kaufte der Kurfürst die Herrschaft und richtete im Schloss als Verwaltungssitz ein landesfürstliches Amt ein. Das Schloss wurde am 14. März 1639 während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden zerstört. 
 
 
 
Die Burgruine Lauterstein ist seit 1968 Bodendenkmal. Von 1974 bis 1979 wurden durch das Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden unter Leitung von Dipl. Präh. Volkmar Geupel, umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt.
Ein Abriss der Geschichte ist auch auf einer Schautafel an der Burgruine dargestellt. Des weiteren befindet sich am Aufgang der Burg eine Wanderkarte, in welcher auch der Verlauf des „Alten böhmischen Steiges“ dargestellt ist.
 
Zum Abschluss unserer Wanderung besuchen wir noch zwei Zeugen des Bergbaues in Niederlauterstein. Dazu biegen wir unterhalb der Burgruine , noch vor der Pockaubrücke, nach rechts in den Weg ein und folgen diesem etwa 50 m. Wir kommen hier zum "Tiefen Victoria Stolln", einem bergbauhistorischem Schauobjekt, welches in den Jahren 2010 bis 2012 vom Heimatverein wieder zugänglich gemacht wurde. Der Stolln, der dem Altbergbau zuzurechnen ist, führt 10,5 m Richtung Norden in den Berg, ändert dann die Richtung nach Westen endet nach 26 m an einer Verbruchstelle, die durch eine Betonplombe gesichert wurde. Der gesamte Stolln ist beleuchtet und frei zugänglich, der aufmerksame Besucher wird im Inneren Schneeberger Gedingezeichen entdecken, die das Alter des Stollns nachweisen. 
 
 
Das neue Mundloch des "Tiefen Victoria Stollns"
 
Nur wenige Meter weiter wurde ebenfalls vom Heimatverein in den Jahre 2007 und 2008 ein symbolisches Mundloch angelegt. An dieser Stelle wurde von der SAG Wismut im Jahr 1950 ein Stolln aufgefahren, der 325m vorangetrieben wurde und 1 Querschlag und 6 Strecken besaß. Der Stolln zur Urangewinnung wurde bereits Anfang 1951 wieder gesprengt. Das aus dem Stolln noch austretende Wasser wird übrigens schon seit Jahren als Trinkwasser genutzt.
 
 
Das symbolische Mundloch des Wismut- Stollns
 
Nach dem Besuch der Bergbauanlagen beenden wir unsere Wanderung am gegenüberliegenden Parkplatz in der Schlossmühle.
 
Wir hoffen, mit dieser Beschreibung Ihr Interesse an unserem Rundwanderweg geweckt und Ihnen gleichzeitig einen interessanten Wanderführer zur Verfügung gestellt zu haben.
 
Eckhard Oettel

 
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